"Ich schlepp dich durch, du wirst
schreien und zappeln. Und letztendlich wirst du dankbar sein."
- Tyler Durden
Hallo liebe Leserinnen und Leser meiner
geschätzten Frau. Heute folgt also wie versprochen der 2. Teil
meines Annas harten Weges zu einem besseren Körper
für sie.
Das erste Training war schon spannend,
wobei Training vielleicht nicht ganz der richtige Begriff war.
Trainingsdiskussion trifft es da schon besser.
„Ne, das geht nicht.“ So viel
Gewicht? Ich hatte aber eben viel weniger genommen.“ „Au, das tut
weh.“ „Kann man da nicht was anderes machen?“ „Ich hab den
Rücken gerade!“
Und so weiter, und so fort...
Das interessante an der Sache ist
wieder, dass ich ja einiges durch meine Trainererfahrung gewohnt
bin... Ihr wisst was jetzt kommt. Das berühmte 'aber'!
Aber irgendwie wird der
Kampf/Widerstand immer doppelt so stark, wenn der eigene Mann,
Partner, Freund oder auch nur Bekannte einen versucht anzuweisen und
zu trainieren. Das war in der Vergangenheit mit anderen Damen schon
so und ist auch hier nicht anders.
Es ist natürlich üblich bei einem
ersten Training mit völlig neuen Übungen noch keine richtige
Belastung zu erwarten. Es wird viel erklärt, viel vorgemacht und
dann versuchsweise einfach mal den Trainingsanfänger ran gelassen.
Dann wird verbessert, erneut erklärt, Hantel abgenommen und selbst
noch mal gezeigt und am Ende einfach mal machen gelassen, resigniert
und aufs nächste Training verschoben. ;-)
In unserem Fall hieß das aber, beim
zweiten Training (wir erinnern uns: alternierender Trainingsplan mit
zwei unterschiedlichen Einheiten) dieselbe Situation von neuem.
Zwei Übungen haben sich bei den ersten
Malen als besonders schwierig gezeigt.
Zum 1. natürlich wie erwartet
Klimmzüge.
Die wenigsten untrainierten Frauen
schaffen üblicherweise auch nur einen einzigen. Das ist nichts
ungewöhnliches und auch nichts so richtig schlimmes. In einem Studio
mit Maschinen und Seilzügen würde man einfach auf den Latzug
ausweichen und dort mit Gewichten beginnen, die meist nur minimal
über dem Eigengewicht der Arme liegen. (Wer die Übung kennt, weiß
was ich meine und das heißt.) Da wir aber keinen Latzug haben,
müssen wir im eigentlichen Training statt Klimmzügen auf
Rudervarianten mit der Lang- und Kurzhantel ausweichen. Und da in
jedem Trainer aber auch immer ein kleiner Sadist steckt und man
solche Situationen einfach ausnutzen muss, lasse ich Anna sich
trotzdem, in jeder Einheit vorm eigentlichen Rudern an die
Klimmzuggriffe hängen und ziehen was das Zeug hält.
Bisher tut sich da noch nicht sehr
viel, aber heute konnte sie schon mehrere Sekunden länger, frei
hängen, bevor sie schnaufend die Füße wieder auf den Boden nahm.
Diese Klimmzüge haben aber auch einen
sehr praktischen Nutzen. Ich bin überzeugt, dass sie spätestens am
Ende ihrer 10 Wochen zumindest einen davon schaffen wird. Und selbst
wenn es am Ende nur ein halber wird, wird sie darauf dann trotzdem
stolz wie Oskar sein. Und genau darum geht es. Durch solche
Leistungen erlebt man am ehesten, die tatsächlichen
Trainingsfortschritte und sie sind auch für den Trainierenden
absolut offensichtlich.
Zum 2. kämpften wir mit den
Kniebeugen.
Eine weitere sehr komplexe Übung, die
für ein langfristiges, verletzungsfreies Training eine absolut
saubere Technik erfordert. Wer nicht von Natur aus sehr beweglich
ist, hat hier oft zu Anfang das Problem den kompletten Fuß sauber am
Boden zu lassen. Meist geht die Ferse nach oben, was nicht gewünscht
ist. Weiters sollte der Rücken in unserer Ausführung eher aufrecht
sein, was koordinativ auch nicht gerade einfach ist.
An dieser Übung werden wir also noch
weiter arbeiten, da hier schon mal die Gemüter und der Widerstand
hochkocht. Beim letzten Mal gingen wir dann auch zum Ausfallschritt
über, da der ähnliche Muskeln anspricht und meist etwas einfacher
in der Ausführung ist. Wobei es nicht wirklich leichter wurde.
Aber jetzt genug gescholten und
gejammert, Anna hat nämlich auch eine ganz bemerkenswerte
Eigenschaft. Wenn sie etwas unbedingt will, beißt sie sich dafür
auch durch.
Heute z.B. war wiederholtes Kreuzheben
angesagt und die Körperhaltung war so, als ob sie noch nie was
anderes gemacht hätte. Also perfekt gerader Rücken, die Hantel nahe
an den Beinen und die Wiederholungen in allen 3 Sätzen von 15 auf 20
erhöht, sodass wir nächstes Mal bereits das Gewicht erhöhen können
und wieder 15 WH anpeilen werden. Sie schnaufte zwischendurch zwar,
wie eine alte Dampflock, die Fahrt aufnimmt, aber das zeigt mir auch
nur, wie toll sie bei der Sache war.
Zwischendurch hat sie mir noch mal kurz
den Ausfallschritt demonstriert und gestanden, dass sie den gestern
im Bad nebenher, ohne Gewicht gemacht und die Ausführung somit geübt
hat. Auch hier gab es nix zu mehr zu beanstanden.
Wie bereits zuvor geschrieben, hat sie
sich heute auch bei den Klimmzügen richtig angestrengt. Zwar noch
immer, ohne sich auch nur einen Zentimeter hoch zu bekommen, aber
allein das kräftige Ziehen über mehrere Sekunden, wird hier schon
einen Trainingseffekt bewirken.
Auch beim Rudern und anschließenden
Überkopfdrücken kann ich nichts Negatives mehr sagen. Zwischendurch
fehlte zwar die Kraft, sodass nicht alle Zielwiederholungen auf
Anhieb klappten, aber mit Clustern kam sie am Ende doch auf ihre
Wiederholungen und das ganze ohne zu murren.
Wenn sie diesen Eifer und die Vernunft
behält, habe ich keine Zweifel, dass sie ihren Körper in absehbarer
Zeit in einen richtigen Fitnessbody verwandeln wird. An den
Gewichtsverlustzielen habe ich eigentlich kaum noch Bedenken, wenn
kein übermäßiges Diätplateau dazwischenkommt.
Von daher, harren wir der Ergebnisse,
die da kommen.
Bis bald.
Andi