Montag, 28. Mai 2012

3. Woche - 1. Tag


Hallo, liebe Leser. Heute findet Ihr hier mal keinen Eintrag meiner lieben Frau Anna, sondern eben von mir, ihrem Mann Andi.

Glücklicherweise hat sie sich ja endlich von sich aus entschieden, eine ernsthafte Diät anzugehen. Nicht, dass ich da unbedingt Wert drauf gelegt oder mich ihre aktuelle Figur gestört hätte, aber da ich mich selbst in meiner Sommerdiät befinde, muss ich mir so nicht das ständige Genörgel anhören, dass ich ja immer dünner werde und sie so gar nicht mit sich zufrieden ist. Das hatten wir alles nämlich schon mal. ;-)
Ich muss sagen, ich bin auch wirklich begeistert, wie konsequent sie dran bleibt. Ich denke jedoch, dass das vor allem auch den bereits tollen Erfolgen geschuldet ist. So hatte sie gestern auf der Waage 72,5 kg, was ein Wochenminus von 1,3 kg bedeutet. Der Bauchumfang wird auch kleiner, womit alles ganz gut läuft.
Natürlich müssen wir trotzdem aufpassen, dass sie es nicht übertreibt, da unsere kleine E. ja auch noch gestillt werden will. Aus diesem Grund dränge ich Anna auch immer wieder, lieber etwas mehr zu essen und dafür etwas unterstützenden Sport zu treiben, was wir diese Woche dann ebenfalls endlich einmal umgesetzt haben. Was soll ich sagen? Ich fühlte mich sofort an alte Zeiten erinnert, als ich noch Trainer in einem Fitnessstudio war.

Es scheint einfach genetisch bedingt, dass alle Frauen Angst vor Muskeln haben. Nicht generell natürlich, aber eben am eigenen Körper. Seht ihr Frauen eine sportliche Vertreterin eures Geschlechts, findet ihr das meist nicht schlecht, so lange es natürlich nicht übertrieben ist. Nehmt ihr jetzt jedoch selbst Gewichte in die Hand, habt ihr irgendwie am Anfang alle, die tiefverwurzelte Angst, am nächsten Morgen als weiblicher Arnold aufzuwachen.
In 8 Jahren als Trainer habe ich wohl so gut wie kein Ersttraining mit Frauen durchgeführt, ohne gesagt zu bekommen „Ich will aber keine so großen Muskeln.“ Da machte dann Anna natürlich keine Ausnahme.
Lasst es euch also gesagt sein: „ernsthaftes“ Bodybuilding, was euch einen Bizeps beschert und Gewichte verwenden lässt, die so manchen Mann vor Neid erblassen lassen, benötigt
  1. viel, viel Zeit,
  2. sehr, sehr hohe Trainingsgewichte,
  3. einen speziell darauf abgestimmten Ernährungsplan
und zu guter Letzt das Wichtigste Steroide/Anabolika.
Ohne die letzte Zutat kann man natürlich auch einen wirklich starken und den meisten Frauen zu übertriebenen Körper aufbauen, aber ihr werdet nie so eine sexy tiefe Stimme bekommen. ;-)
Aber auch auf natürlichem Weg ist da immer noch der Zeitfaktor. Im Bodybuilding rechnen ernsthafte Athleten nicht in Tagen oder Wochen sondern eher in Monats- und Jahreszyklen. Es bleibt also genug Zeit, wenn man merkt, dass für den eigenen Geschmack, die Muskeln groß genug sind, den Plan umzustellen und andere Schwerpunkte zu setzen.
Trotzdem braucht es eine gewisse Belastung und Anstrengung, um den Körper auch zu langsamen und leichteren Veränderungen zu bewegen. Und die wollt ihr ja.

Hier kommt das zweite, typisch weibliche Verhalten am Anfang des Gewichttrainings. Sobald etwas ungewohnt ist, wie das Gefühl von blankem Eisen, das sich schwer anfühlt und die Atmung, sowie den Puls leicht ansteigen lässt, setzt der biologische Fluchttrieb ein, bzw. der innere Drang diese Belastung sofort zu beenden.
Komischerweise scheint das nicht der Fall zu sein, wenn es in der Gruppe, rythmisch zu lauter Musik und mit Trainingsgerätschaften geschieht, die keine optische Ähnlichkeit zu metallenen Hanteln haben. Da gibt es dann knallbunte Plastikrasseln zu Zumba, die knapp 30 € kosten und gerade mal etwas über 1 kg wiegen. Meinen Respekt an den Erfinder. Aber Fakt ist, dass keiner von den Trainern in den Videos seinen Körper nur dem neuen System verdankt.
Ähnliches gilt für manche Produkte im Homeshoppingkanal, wo ein wirklich muskulöser Mensch auf irgendeinem tollen Trainingsstuhl sitzt (der jetzt sogar Massagerollen hat), merkwürdige Bewegungen zu einem Trainingsvideo vollführt und dem unbedarften Zuschauer glauben machen will, dass er seinen Körper nur dem neuen Gerät verdankt.
Was sie ebenfalls alle gemeinsam haben, ist die Aussage, dass das Training ja, ach so viel Spaß macht und natürlich kaum anstrengend ist. Alle lächeln, sind glücklich und sehen einfach toll aus während ihres Trainings.
Leute, erfolgreiches Training soll natürlich Spaß machen, damit man auch langfristig dabei bleibt, aber es muss genauso fordernd und anstrengend sein. Man schwitzt, schnauft und verzieht das Gesicht. Der Körper reagiert nur mit Anpassung, wenn er auf eine gewisse Art „überlastet“ wird. Ich muss dem Körper etwas abverlangen, was er zum jetzigen Stand noch nicht ohne Probleme schafft. Wenn das geschieht, wird er sich ganz automatisch auf die neue Belastung einstellen und Maßnahmen ergreifen, dass es zukünftig leichter wird. Man wird also stärker, ausdauernder, sportlicher eben. Ganz nebenbei verbrennen die zusätzlichen Belastungen mehr Energie und wenn ich dem Körper nicht ausreichend Nährstoffe zuführe, muss er sich diese aus den körpereigenen Reserven holen.
Noch dazu, steigt der sogenannte Grundumsatz mit jedem Gramm an Muskeln auch im Ruhezustand. Ein 65kg Körper, der wenig Fett besitzt, aber überwiegend schöne, definierte Muskeln hat, verbrennt auf der Couch beim Fernsehschauen mehr Energie, als ein 65kg Körper mit weniger Muskeln und einem höheren Fettanteil. Würden beide jetzt exakt das gleiche essen, in einer Menge, die den muskulösen Körper kein Fett ansetzen lassen würde, nehmen die Rettungsringe von Kandidatin 2 trotzdem weiter zu.

Das musste ich bei Anna also auch erleben. Die Hantel war ungewohnt schwer und unhandlich (Hantel wird ja auch mit 't' und nicht mit 'd' geschrieben), noch dazu waren die Bewegungen absolut ungewohnt und ich pochte immer wieder auf eine absolut saubere Ausführung. Da wir zu Hause trainieren und somit keine Maschinen, die eine Bewegung vorgeben, zur Verfügung haben, ist das nunmal wichtig. Das ist jedoch auch der Vorteil von freien Gewichten, weswegen sie in ihrer Effektivität so ziemlich jeder Maschine überlegen sind (Rehamaßnahmen mal ausgenommen).

Ich lasse Anna zur Zeit also nach einem sogenannten alternierenden Ganzköperplan (GK) trainieren, der auf der Verwendung von freien Gewichten basiert und fast auschließlich nur aus Grund- bzw. Verbundübungen besteht. Das heißt, es sind klassische Übungen, die möglichst viele verschiedene Muskeln gleichzeitig mit einbeziehen. Wir nehmen also Übungen, die bspw. nicht nur die Brustmuskulatur isoliert belasten, sondern ebenso die Schultern und Arme.
Ich selbst trainiere nach dem selben Plan, nur häufiger, mit höheren Gewichten und dafür niedrigeren Wiederholungszahlen. Das ganze besteht pro Trainingseinheit aus gerade einmal 3 dieser großen Übungen und evtl. 1-2 Ergänzungsübungen und alternierend deswegen, da wir unterschiedliche Übungen in unterschiedlichen Trainingseinheiten verwenden.

Trainingseinheit 1
3 x 15 WH klassisches Kreuzheben mit der LH
3 x max. WH freie Klimmzüge / vorgebeugtes Rudern mit der LH
3 x 15 WH Military Press mit der LH

Trainingseinheit 2
3 x 15 WH Kniebeugen mit der LH
3 x 15 WH Bankdrücken mit der LH
3 x 15 WH einarmiges Rudern mit der KH

WH=Wiederholungen, LH=Langhantel, KH=Kurzhantel

Ich denke, an der Stelle machen wir mal einen Cutt, da der Text nun doch schon länger wurde, als geplant. Beim nächsten Mal beschreibe ich euch aber im Detail, wie sich Anna tatsächlich bei den ersten Malen an den Gewichten angestellt hat. Bis dahin. ;-)

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