Hallo, liebe Leser. Heute findet Ihr
hier mal keinen Eintrag meiner lieben Frau Anna, sondern eben von
mir, ihrem Mann Andi.
Glücklicherweise hat sie sich ja
endlich von sich aus entschieden, eine ernsthafte Diät anzugehen.
Nicht, dass ich da unbedingt Wert drauf gelegt oder mich ihre
aktuelle Figur gestört hätte, aber da ich mich selbst in meiner
Sommerdiät befinde, muss ich mir so nicht das ständige Genörgel
anhören, dass ich ja immer dünner werde und sie so gar nicht mit
sich zufrieden ist. Das hatten wir alles nämlich schon mal. ;-)
Ich muss sagen, ich bin auch wirklich
begeistert, wie konsequent sie dran bleibt. Ich denke jedoch, dass
das vor allem auch den bereits tollen Erfolgen geschuldet ist. So
hatte sie gestern auf der Waage 72,5 kg, was ein Wochenminus von 1,3
kg bedeutet. Der Bauchumfang wird auch kleiner, womit alles ganz gut
läuft.
Natürlich müssen wir trotzdem
aufpassen, dass sie es nicht übertreibt, da unsere kleine E. ja auch
noch gestillt werden will. Aus diesem Grund dränge ich Anna auch
immer wieder, lieber etwas mehr zu essen und dafür etwas
unterstützenden Sport zu treiben, was wir diese Woche dann ebenfalls
endlich einmal umgesetzt haben. Was soll ich sagen? Ich fühlte mich
sofort an alte Zeiten erinnert, als ich noch Trainer in einem
Fitnessstudio war.
Es scheint einfach genetisch bedingt,
dass alle Frauen Angst vor Muskeln haben. Nicht generell natürlich,
aber eben am eigenen Körper. Seht ihr Frauen eine sportliche
Vertreterin eures Geschlechts, findet ihr das meist nicht schlecht,
so lange es natürlich nicht übertrieben ist. Nehmt ihr jetzt jedoch
selbst Gewichte in die Hand, habt ihr irgendwie am Anfang alle, die
tiefverwurzelte Angst, am nächsten Morgen als weiblicher Arnold
aufzuwachen.
In 8 Jahren als Trainer habe ich wohl
so gut wie kein Ersttraining mit Frauen durchgeführt, ohne gesagt zu
bekommen „Ich will aber keine so großen Muskeln.“ Da machte dann
Anna natürlich keine Ausnahme.
Lasst es euch also gesagt sein:
„ernsthaftes“ Bodybuilding, was euch einen Bizeps beschert und
Gewichte verwenden lässt, die so manchen Mann vor Neid erblassen
lassen, benötigt
- viel, viel Zeit,
- sehr, sehr hohe Trainingsgewichte,
- einen speziell darauf abgestimmten Ernährungsplan
und zu guter Letzt das Wichtigste
Steroide/Anabolika.
Ohne die letzte Zutat kann man
natürlich auch einen wirklich starken und den meisten Frauen zu
übertriebenen Körper aufbauen, aber ihr werdet nie so eine sexy
tiefe Stimme bekommen. ;-)
Aber auch auf natürlichem Weg ist da
immer noch der Zeitfaktor. Im Bodybuilding rechnen ernsthafte
Athleten nicht in Tagen oder Wochen sondern eher in Monats- und
Jahreszyklen. Es bleibt also genug Zeit, wenn man merkt, dass für
den eigenen Geschmack, die Muskeln groß genug sind, den Plan
umzustellen und andere Schwerpunkte zu setzen.
Trotzdem braucht es eine gewisse
Belastung und Anstrengung, um den Körper auch zu langsamen und
leichteren Veränderungen zu bewegen. Und die wollt ihr ja.
Hier kommt das zweite, typisch
weibliche Verhalten am Anfang des Gewichttrainings. Sobald etwas
ungewohnt ist, wie das Gefühl von blankem Eisen, das sich schwer
anfühlt und die Atmung, sowie den Puls leicht ansteigen lässt,
setzt der biologische Fluchttrieb ein, bzw. der innere Drang diese
Belastung sofort zu beenden.
Komischerweise scheint das nicht der
Fall zu sein, wenn es in der Gruppe, rythmisch zu lauter Musik und
mit Trainingsgerätschaften geschieht, die keine optische Ähnlichkeit
zu metallenen Hanteln haben. Da gibt es dann knallbunte
Plastikrasseln zu Zumba, die knapp 30 € kosten und gerade mal etwas
über 1 kg wiegen. Meinen Respekt an den Erfinder. Aber Fakt ist,
dass keiner von den Trainern in den Videos seinen Körper nur dem
neuen System verdankt.
Ähnliches gilt für manche Produkte im
Homeshoppingkanal, wo ein wirklich muskulöser Mensch auf irgendeinem
tollen Trainingsstuhl sitzt (der jetzt sogar Massagerollen hat),
merkwürdige Bewegungen zu einem Trainingsvideo vollführt und dem
unbedarften Zuschauer glauben machen will, dass er seinen Körper nur
dem neuen Gerät verdankt.
Was sie ebenfalls alle gemeinsam haben,
ist die Aussage, dass das Training ja, ach so viel Spaß macht und
natürlich kaum anstrengend ist. Alle lächeln, sind glücklich und
sehen einfach toll aus während ihres Trainings.
Leute, erfolgreiches Training soll
natürlich Spaß machen, damit man auch langfristig dabei bleibt,
aber es muss genauso fordernd und anstrengend sein. Man schwitzt,
schnauft und verzieht das Gesicht. Der Körper reagiert nur mit
Anpassung, wenn er auf eine gewisse Art „überlastet“ wird. Ich
muss dem Körper etwas abverlangen, was er zum jetzigen Stand noch
nicht ohne Probleme schafft. Wenn das geschieht, wird er sich ganz
automatisch auf die neue Belastung einstellen und Maßnahmen
ergreifen, dass es zukünftig leichter wird. Man wird also stärker,
ausdauernder, sportlicher eben. Ganz nebenbei verbrennen die
zusätzlichen Belastungen mehr Energie und wenn ich dem Körper nicht
ausreichend Nährstoffe zuführe, muss er sich diese aus den
körpereigenen Reserven holen.
Noch dazu, steigt der sogenannte
Grundumsatz mit jedem Gramm an Muskeln auch im Ruhezustand. Ein 65kg
Körper, der wenig Fett besitzt, aber überwiegend schöne,
definierte Muskeln hat, verbrennt auf der Couch beim Fernsehschauen
mehr Energie, als ein 65kg Körper mit weniger Muskeln und einem
höheren Fettanteil. Würden beide jetzt exakt das gleiche essen, in
einer Menge, die den muskulösen Körper kein Fett ansetzen lassen
würde, nehmen die Rettungsringe von Kandidatin 2 trotzdem weiter zu.
Das musste ich bei Anna also auch
erleben. Die Hantel war ungewohnt schwer und unhandlich (Hantel wird
ja auch mit 't' und nicht mit 'd' geschrieben), noch dazu waren die
Bewegungen absolut ungewohnt und ich pochte immer wieder auf eine
absolut saubere Ausführung. Da wir zu Hause trainieren und somit
keine Maschinen, die eine Bewegung vorgeben, zur Verfügung haben,
ist das nunmal wichtig. Das ist jedoch auch der Vorteil von freien
Gewichten, weswegen sie in ihrer Effektivität so ziemlich jeder
Maschine überlegen sind (Rehamaßnahmen mal ausgenommen).
Ich lasse Anna zur Zeit also nach einem
sogenannten alternierenden Ganzköperplan (GK) trainieren, der auf
der Verwendung von freien Gewichten basiert und fast auschließlich
nur aus Grund- bzw. Verbundübungen besteht. Das heißt, es sind
klassische Übungen, die möglichst viele verschiedene Muskeln
gleichzeitig mit einbeziehen. Wir nehmen also Übungen, die bspw.
nicht nur die Brustmuskulatur isoliert belasten, sondern ebenso die
Schultern und Arme.
Ich selbst trainiere nach dem selben
Plan, nur häufiger, mit höheren Gewichten und dafür niedrigeren
Wiederholungszahlen. Das ganze besteht pro Trainingseinheit aus
gerade einmal 3 dieser großen Übungen und evtl. 1-2
Ergänzungsübungen und alternierend deswegen, da wir
unterschiedliche Übungen in unterschiedlichen Trainingseinheiten
verwenden.
Trainingseinheit 1
3 x 15 WH klassisches Kreuzheben mit
der LH
3 x max. WH freie Klimmzüge /
vorgebeugtes Rudern mit der LH
3 x 15 WH Military Press mit der LH
Trainingseinheit 2
3 x 15 WH Kniebeugen mit der LH
3 x 15 WH Bankdrücken mit der LH
3 x 15 WH einarmiges Rudern mit der KH
WH=Wiederholungen, LH=Langhantel,
KH=Kurzhantel
Ich denke, an der Stelle machen wir mal
einen Cutt, da der Text nun doch schon länger wurde, als geplant.
Beim nächsten Mal beschreibe ich euch aber im Detail, wie sich Anna
tatsächlich bei den ersten Malen an den Gewichten angestellt hat.
Bis dahin. ;-)
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